Kurz­por­trait:

Virus Wort

Street-Bop-Poetry

von & mit: Alex­ander Pfeiffer, Martin Schmidt, Alex­ander Sonntag, Ingo Deul

Beson­dere Umstände erfor­dern beson­dere Maßnahmen. So erfand William Burroughs im auto­ri­tären Amerika der 50er-Jahre seine lite­ra­ri­sche Cut-up-Methode, um in den „grauen Raum“ hinter den Tabus und der kondi­tio­nierten Kontrolle des „Wort-Virus“ vorzu­dringen – und um seiner­seits Worte wie Viren in eine Kultur zu inji­zieren, die in den 1960er-Jahren einen radi­kalen Wandel erleben sollte.

Fast forward ins Jahr 2021 und nach Deutsch­land: Virus trifft auf Wohl­stands­ge­sell­schaft. Und unter­zieht unsere Kultur einem Schock­test. Und fast scheint es, als hätte die Pandemie auch unsere Sprache befallen. Worte fliegen uns um die Ohren und wech­seln in Höchst­ge­schwin­dig­keit ihre Bedeu­tung! Was und wer ist ein „Quer­denker“? Wer sind heute die „Rebellen“? Was bedeutet „Wider­stand“? Was ist eine „Diktatur“?

Die große Sprach­ver­schwur­be­lung, an der so viele mitar­beiten, dringt wie ein Virus in die Medien vor. Ihr Ziel ist es, die Dinge nicht mehr mittels Sprache zu benennen, sondern zu verschleiern. Viel­leicht ist es Zeit für Masken zum Schutz unserer geis­tigen Gesund­heit. Viel­leicht sind diese Masken aber auch längst in unserem Besitz. Viel­leicht kann die Poesie eine Maske zum Schutz unserer geis­tigen Gesund­heit sein – weil sie uns die Welt eben nicht verschleiert, sondern offenbart.

Ange­sichts dieser beson­deren Umstände bedienen sich der Wies­ba­dener Autor Alex­ander Pfeiffer, der Gitar­rist Martin Schmidt, der Kontra­bas­sist Alex­ander Sonntag und der Schlag­zeuger Ingo Deul der Methode, die Poesie um einen viel­far­bigen Raum hinter den Worten zu erwei­tern. Weil Lite­ratur eben dann am meisten Reso­nanz erzeugt, wenn sie zum Klingen gebracht wird. Trans­por­tiert werden Alex­ander Pfeif­fers Wort-Viren von Klängen zwischen Jazz, Ameri­cana, Country, Surf, Blues und Rockabilly.

Alex­ander Pfeiffer wurde 1971 in Wies­baden geboren, wo er bis heute lebt. Er ist Schrift­steller, Lite­ra­tur­ver­an­stalter, Mode­rator und Leiter von Schreib­werk­stätten. Neben zwei Bänden mit Kurz­ge­schichten und vier Gedicht­bänden veröf­fent­lichte er bislang vier Kriminalromane.

Martin Schmidt, geboren 1970, studierte Jazz und tourt seit mitt­ler­weile knapp 20 Jahren mit seiner Surf-Punk-Combo THE RAZOR­B­LADES durch die Welt. Im Trio mit Ingo Deul und Alex­ander Sonntag veröf­fent­lichte er unter dem Namen MR. SMITH & THE JAZZ POLICE 2019 die CD „Jazz with aTwist“.

Alex­ander Sonntag zupft den Kontra­bass bei HOTEL BOSSA NOVA, bei MR. SMITH & THE JAZZ POLICE sowie beim GEORG BOESSNER TRIO und bei den SWING GUITARS. Mit “I/O music” verpasst er außerdem Fernseh‑, Film- und Musik­pro­duk­tionen den rich­tigen Sound.

Ingo Deul gehört zur Koope­ra­tive New Jazz Wies­baden e.V. / ARTist und trom­melt zwischen verschie­denen Rock­stilen, zeit­ge­nös­si­schem Jazz, klas­si­scher Avant­garde und freier Impro­vi­sa­tion in verschie­densten Bands und Projekten, z.B. bei INTER­STELLAR OVER­DRIVE oder als Percus­sion-Duo mit Jörg Fischer.